Objektangaben:
Titel: Die romanischen Arkaden der Allerseelenkapelle im Kreuzgang des Aachener Münsters
Urheber der Fotografie: August Kampf, königlich preußischer Hoffotograf
Entstehungszeit der Aufnahme: nach 1895
Technische Angaben: Fotografie, 23,5 x 16 cm
Provenienz: Denkmälerarchiv der Rheinprovinz Bonn
Kommentar:
Die Fotografie der romanischen Arkaden der Allerseelenkapelle ist am unteren linken Bildrand eindeutig dem in Aachen wirkenden königlich preußischen Hoffotografen August Kampf (1836-1914) zugeschrieben, was vermuten lassen könnte, dass die Aufnahme im Auftrag Kaiser Wilhelm II. entstand ist. War die Fotografie vielleicht Teil eines Albums von Lieblingsplätzen des Herrschers? (1) Aachen war zwar Teil der preußischen Rheinprovinz und der Dom als einstiger Krönungsort der römisch-deutschen Könige gewiss von besonderem historischen Interesse für Wilhelm II., doch gibt es keine Hinweise auf einen direkten königlichen Auftrag für diese Fotografie. Hoffotografen wurden häufiger mit repräsentativen Porträtfotografien, die der Verbreitung und dem Verkauf dienten, beauftragt (2). Die Berufsbezeichnung als „Hoffotograf“ bedeutete keine feste Beschäftigung am Hof (3), sondern die Bestätigung eines qualitätsvoll ausgeführten Auftrags. Er wurde aus wirtschaftlichen Gründen verliehen und brachte seinem Träger Prestige, weshalb Fotografen diesen Titel auch außerhalb königlicher Aufträge führten.
Anmerkungen:
(1) Beispielsweise die belgische Königin Marie Henriette ließ sich 1884 von Mathias Ophoven ein solches Album mit Bildern des Roerthals, aus Heimbach, Nideggen und Aachen anfertigen, woraufhin Ophoven Anspruch auf den Titel „königlicher Hoffotograf“ erheben und sich mit dem Wappen des belgischen Königshauses schmücken konnte.
(2) Europäische Monarchen erkannten bereits früh das Kommunikationspotential der neuen Abbildungstechnik und ließen Fotoportraits anfertigen, die aufgrund ihrer schnellen Herstellung besser verbreitet werden konnten. Durch die hohe Nachfrage nach diesen Herrscherbildern stieg auch der Bedarf nach weiteren Berufsfotografen, wodurch die Anzahl der Klein- und Alleinbetriebe stieg. Auch die Erfindung des Negativ-Positivverfahrens förderte das Wachstum des Gewerbes; die Titelvergabe als „Hoffotograf“ war somit eine Möglichkeit, aus der Konkurrenz hervorzustechen. Etwa 80% der Aufträge bezogen sich um 1900 auf Personenfotografie; Landschafts-, Architektur-, Sach- und Reproduktionsaufnahmen wurden nur gelegentlich in Auftrag gegeben, weshalb auch die Spezialisierung des Fotografenberufs in dieser Zeit kaum möglich war.
(3) Häufig wurden verschiedene Fotografen oder Fotobetriebe beauftragt, weshalb der Titel des königlichen Hoffotografen nicht selten blieb. Eine Ausnahme bildet Joseph Albert, der ab 1866/67 unter Ludwig dem II. von Bayern monatliche Zahlungen erhielt.
Literatur und weiterführende Links:
Hoerner, Ludwig: Das photographische Gewerbe in Deutschland 1839-1914, Düsseldorf 1989.
Meuser, Birgit / Gerd, Ophoven: 90 Jahre Atelier Ophoven 1862 bis 1952. „Königlicher Hoffotograf“ zu Düren und Nachfahren, Düren 2018.
Ranke, Winfried: Joseph Albert. Hofphotograph der Bayerischen Könige, München 1977.
Schwarzenbach, Alexis: Königliche Träume. Eine Kulturgeschichte der Monarchie 1789-1997, München 2012.
Winands, Klaus: Zur Geschichte und Architektur des Chores und der Kapellenbauten des Aachener Münsters (zugl. Aachen, Techn. Hochsch., Diss., 1987), Recklinghausen 1987.
Jasmin Roth
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Objekt des Monats. Eine Outreach-Reihe des Forschungsprojeks Photography as a Document and Documentation of Cultural Heritage